Wohnungsbau Saseler Markt: Aktivitäten der Linksfraktion bringen schrittweise Möglichkeiten für die Öffentlichkeit

Initiativen der Linksfaktion in der Bezirksversammlung Wandsbek und zusätzliche außerparlamentarische Aktivitäten haben nun Bewegung in die bislang unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufenden Planungen in der Saseler Mitte gebracht. Dort ist das Gelände des ehemaligen Baumarktes KWP für neue Bauplanungen vorgesehen, von denen auch die dortige Tankstelle und eine Gewerbebetrieb betroffen sind. In der letzten Woche fand nun sehr kurzfristig eine Art erste Öffentlichkeitsbeteiligung statt, auf der der Projektträger die Bürger:innen über den bisherigen Planungsstand für neue Sozialwohnungen und über das weitere Verfahren informierte. Über den Verlauf der Sitzung des Bauprüfungsausschusses berichtet der zuständige Abgeordnete der Wandsbeker Linksfraktion Rainer Behrens:

Vor der Sitzung des Bauprüfausschuss Alstertal fand am 29.11. eine ungewöhnliche Bürgerfragestunde im Bürgersaal Wandsbek statt. Nachdem die Linksfraktion zunächst per Antrag in der Wandsbeker Bezirksversammlung und dann am 15.11. im Saselhaus mit einer sehr gut besuchten Veranstaltung über die Planungen für das KWP-Gelände eine sachgemäße öffentliche Debatte angestossen hatte, sah sich endlich auch die Verwaltung zu einer Reaktion genötigt. (Foto: Veranstaltung der Linksfraktion Wandsbek am 15.11.)

Zunächst wurde für die Ausschuss-Sitzung eine Projektvorstellung durch den Bauherrn per Videokonferenz angekündigt. Dann wurde auf Forderung von Ausschussmitgliedern die Sitzung in Präsenz organisiert. Ob man dem Anspruch einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung gerecht werden kann, wenn die Bekanntmachung weder per Pressemeldung, Information auf der Homepage oder Plakaten im Stadtteil verbreitet wird, darf wohl bezweifelt werden. Zehn Saseler Bürger, allesamt über informelle Kanäle informiert, nahmen bei Schnee und Eis eine Stunde Anfahrtweg nach Wandsbek Markt in Kauf.

Sie erlebten eine denkwürdige 2-stündige Fragerunde mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der Projektgesellschaft Holzbau(PGH) Herrn Schroeder. Interessanter Schwerpunkt waren die Ausführungen, wie es PGH gelingt werthaltigen Wohnungsbau mit Unterstützung der staatlichen Investitions-und Förderbank (IFH) für 7,10€ per m2 nettokalt anzubieten. Die Häuser werden klimafreundlich im KfW 40-Standard mit Tiefgarage, Vollklinker, Fahrstühlen und barrierefrei errichtet. Zauberwort ist Bestandshaltung über 100 Jahre und „Alles aus einer Hand“ von der Planung über Bau, Hausverwaltung und Reparaturservice. Voraussetzung ist ein §5-Schein, aber auf den haben ja 53 % der Hamburger Haushalte einen Anspruch.

PGH steht damit im positiven Kontrast zur Mehrheit der Wohnungswirtschaft, die ständig propagiert, dass nur der unselige Drittelmix wirtschaftlich realisierbar sei.

Im 1. Bauabschnitt werden demnach 150 Wohnungen mit Tiefgarage für 53 Autos und 160 Fahrräder errichtet. Im Focus steht dabei die Planung mit fünf 5 Stockwerken als hohe geschlossene Wand zur Straße und die Gebäudedichte im Inneren.

Die rechtliche Begründung für die Befreiungen und Ausnahmen (drei zusätzliche Geschosse zum geltenden Baurecht) nach Wohnungsbaubeschleunigungsgesetz ist, daß dies ortstypisch und städtebaulich verträglich sei. Sowie ein Einzelfall sei, der keine Auswirkungen auf die zukünftige Bebauung im Umfeld haben werde. Die anwesenden Bürger machten deutlich, dass diese Aussage wohl niemand in Sasel teilen würde.

Herr Schroeder führte weiter aus, dass auch die Grundstücke der Shell-Tankstelle und der Druckerei Krüper bereits im Besitz der PGH seien. Verhandlungen über die Auflösung der Pachtverhältnisse laufen, die Realisierung kann aber deutlich später sein. Auch hier sind fünf Geschosse mit 41 Wohnungen geplant, aber ein städtebauliches Konzept mit Blick auf die Kreuzung und Nutzung von öffentlichen Einrichtungen im Erdgeschoß ist vom Eigentümer durchaus erwünscht.

Zweifel am Bauvolumen sind von den anwesenden Saselern wohl gesät worden. In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurden Beschlüsse auf Januar 2024 vertagt. SPD und Grüne sehen wohl Diskussionsbedarf in den eigenen Reihen. Es kann nur nützlich sein, wenn viele Saseler bis dahin ihr Unverständnis für die überdimensionierte „Lärmschutzwand“ gegenüber dem Bezirksamt und den Vertretern der Mehrheitsparteien zum Ausdruck bringen.